„1001 Nacht – Erzähl mir doch keine Märchen!“ Die Ausstellung – Teil 1: Eine kleine fotografische Werkschau
Blick in die Ausstellung im Foyer des TPZ Stralsund
An verschiedenen Orten in Stralsund und dem Landkreis Vorpommern-Rügen kommen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unterschiedlichster Nationalität zusammen, um gemeinsam Theater zu spielen. Aus ihren jeweils eigenen Kulturen, Erinnerungen und Lebenswelten sammeln und erzählen sie Geschichten, die szenisch entwickelt und umgesetzt werden. Parallel dazu wird die Projektarbeit fotografisch und filmisch dokumentiert. Unsere Ausstellung eine Art Werkschau.
Die Fotos im ersten Rahmen vom Strand haben eine besondere Geschichte. Wir sind mit Teilnehmern aus unserer Stralsunder Gruppe an den Strand von Altefähr gefahren, um dort Improvisationsübungen zu machen. Shahed und Nemr aber, beide kommen aus Syrien, waren von der Atmosphäre dort, dem Licht und dem Blick auf die Skyline der Hansestadt tief bewegt. So hatten sie ihre neue Heimat noch nicht gesehen. Wir gaben ihnen Zeit für diesen „Augenblick“. Währenddessen entstanden die Fotos. Spontan begannen sie, ihre Namen in den Sand zu zeichnen, auch die Namen ihrer Freunde. Die 16jährige Shahed schrieb ihren Traum in nur einem Wort auf Arabisch: „Liebe“. Später tanzten sie und sangen. Nicht nur für sie war das ein besonderer Tag, für unser Team auch.
Die Stralsunder Gruppe setzt sich aus 16 bis 18jährigen Jugendlichen aus Syrien, Deutschland und dem Iran zusammen. Viele von ihnen wohnen im Stadtteil Grünhufe. Auch dort trafen wir uns mit ihnen, um gemeinsam mit Ihnen ihr Wohngebiet zu erkunden. Gelandet sind wir auf einem kleinen Spielplatz (Fotos im ersten und zweiten Rahmen).
Auf den Fotos, die auf der oberen Probebühne in unserem Haus entstanden (Rahmen 2), machen die Jugendlichen pantomimische Übungen, improvisieren zufällige Begegnungen und die Reaktionen darauf oder die Bewegungsführung durch Blickkontakt.
Im dritten Rahmen zeigt die erste Fotoserie unsere Bergener Theatergruppe vor der St. Marienkirche in der Stadt. Weil wir eine zeitlang wegen der Corona-Pandemie nicht in die Gemeinschaftsunterkunft gehen konnten, in der wir sonst proben, verlegten wir unsere Projektarbeit nach draußen auf die Wiese. Dort konnten wir mit verschiedensten theaterpädagogischen Spielen an Mimik, Gestik und Körperspannung arbeiten. Aber auch Stücktext-Lesungen und Proben fanden unter freiem Himmel statt.
Mit Kindern im Alter von 8 bis 12, die hauptsächlich aus Syrien stammen, arbeiten wir im Nachbarschaftszentrum im Stadtteil Grünhufe. Die Fotoserie im vierten Rahmen zeigt das Mini-Ensemble beim Improvisieren von bestimmten Orten und Situationen, z.B. „Im Zoo“ oder im „Schwimmbad“. In der zweiten Serie sind die Kinder bei der Generalprobe zu ihrer ersten Aufführung mit Tiermasken zu sehen. Mit der Inszenierung der Weihnachtsgeschichte „Der einsame Förster“ feierten sie die aller erste Premiere in ihrem Leben. Einen kleinen Eindruck von der Aufführung im Nachbarschaftszentrum Grünhufe vermitteln die Bilder im sechsten Rahmen.
Auf den Fotos im fünften Rahmen wird unsere Gruppe in Barth vorgestellt. Unter ihnen sind auch Kinder aus Syrien, Kasachstan und Ägypten. Sie sind die jüngsten Teilnehmer*innen in unserem Projekt und aufgrund der hohen Teilnehmerzahl sogar zeitweise in zwei Gruppen aufgeteilt. Mit ihnen proben wir im Hort in der Villa „Kunterbunt“. Auch in dieser Gruppe konnten wir Weihnachtsstücke inszenieren: ein Weihnachts-Battle mit Liedern und Gedichten und eine „Weihnachtskonferenz“, in der es um die Bräuche in verschiedenen Kulturen ging (Fotoserie im sechsten Rahmen oben).
Auf den Kartons haben viele unserer jungen Teilnehmer ihre Gedanken, Erinnerungen und Träume aufgeschrieben. Einige Texte stammen auch aus Reportagen, Dokumentationen und Studien von Kindern mit Migrationshintergrund, die wir recherchiert und mit denen wir uns in unseren Gruppen beschäftigt haben.
Die Ausstellung ist so gestaltet, dass sie – genau wie unser Projekt – immer weiterentwickelt und ergänzt werden kann. Sie ist eine „Momentaufnahme“ unseres Projektes und eine Wertschätzung und Danksagung an unsere Teilnehmer*innen und alle, die uns unterstützen.